Beschreibung
High Vis wurden 2016 aus der Asche einiger der besten Hardcore-Bands Großbritanniens gegründet. Die gequälten Texte von Frontmann Graham Sayle über das Leben in der britischen Arbeiterklasse waren den Fans des Vollgas-Thrashs von Tremors vertraut, aber zusammen mit seinem ehemaligen Bandkollegen Edward `Ski‘ Harper und Veteranen von Dirty Money, DiE und The Smear versuchten High Vis, diese Energie und Intensität in etwas völlig Neues zu verwandeln. So wie es die Szene-Kollegen Chubby and the Gang taten, indem sie unwahrscheinliches Quellmaterial aus dem klassischen Doo-Wop verwendeten, oder wie es Micromoon taten, indem sie alles von Psychedelia bis Metal in ihrem hochpotenten Mix kombinierten, zeigte das 2019er Debütalbum von High Vis, No Sense No Feeling, dass sich die Band niemals von irgendwelchen Genre-Regeln oder Vorschriften einschränken lassen würde. Sein klaustrophobisches Geklapper trug Spuren von Joy Division, Bauhaus, Crisis, The Cure und Gang Of Four in sich, die in den Schatten lauerten. Die Synthie-getriebene EP Society Exists aus dem Jahr 2020 war ein weiterer Beweis für die rastlose Kreativität der Band.
Auf ihrem zweiten Album Blending öffnen High Vis ihren Sucher weiter als je zuvor. Neben langjährigen Favoriten wie Fugazi und Echo and The Bunnymen waren Ride und sogar Flock Of Seagulls gemeinsame Bezugspunkte, als die Band an dem Album arbeitete. Vom hymnischen Schwung des Openers »Talk For Hours« über den psychedelischen Wirbel des Titeltracks bis hin zum sackartigen Groove von „Fever Dream“ blüht der Sound von High Vis zu etwas auf, das eine unbegrenzte Fülle aufweist. Das trübe Abdriften von »Shame« oder das melodische Geklimper von »Trauma Bonds« mögen sie in unbekannte Gewässer führen, aber sie haben immer noch all die Kraft und den Biss, die No Sense No Feeling so bemerkenswert gemacht haben. Auch textlich stellt das Album einen weiteren Sprung nach vorne dar. In ihren Texten, in denen sie offen über Armut, Klassenpolitik und die Herausforderungen des täglichen Lebens spricht, hat sich Sayle schon immer mit den unterdrückten und ausrangierten Gemeinschaften in Großbritannien befasst, die unter die Armutsgrenze rutschen. Diesmal hat Sayle nichts von diesem sozialen Bewusstsein verloren, aber er hat sich mit sich selbst und seiner eigenen Gefühlswelt auseinandergesetzt und dabei etwas geschaffen, das sich universeller anfühlt, das den Menschen die Hand reicht und letztlich eine Botschaft der Hoffnung vermittelt. »Für mich sind die Texte weniger egoistisch«, meint Sayle. »In der Vergangenheit konnte ich nicht über das hinaussehen, was mit mir los war. Es geht darum, Dinge zu akzeptieren und offen für Gespräche zu sein und zu lernen, mit Menschen zu reden, anstatt nur zu denken, dass wir alle dem Untergang geweiht sind«, so Sayle. Entstanden aus einem Nachmittag, an dem man sich mit einer alten Gruppe von Freunden traf, die »immer wieder dasselbe sagten und nichts übereinander lernten«, bietet er an, den Kreislauf zu durchbrechen und offen über gemeinsame Gefühle und Erfahrungen zu sprechen. »Trauma Bonds« zeichnet derweil die gebrochenen Linien derer nach, die in verlorenen Gemeinschaften leben, stellt aber letztendlich fest, dass es trotz unserer gemeinsamen Narben immer noch Hoffnung gibt, in eine bessere Zukunft aufzubrechen. »Du bist nicht dein Klassenhintergrund. Was auch immer es ist, das bist du nicht. Gib dich nicht mit dem Gedanken ab, dass du dies und jenes nicht sein kannst.« Das ist eine äußerst wichtige Botschaft, die nicht nur für Blending, sondern auch für High Vis selbst zum Motto werden könnte.
1 Talk For Hours
2 0151
3 Out Cold
4 Blending
5 Trauma Bonds
6 Fever Dream
7 Morality Test
8 Join Hands
9 Shame